Männlichkeit – Oder wie man (endlich) erwachsen wird
Der moderne Mann – eine Baustelle?
Es scheint, als sei es leichter, mit verbundenen Augen ein Regal von IKEA aufzubauen, als in der heutigen Zeit ein erwachsener Mann zu werden. Meine männlichen Patienten bestätigen mir das auf ihre je eigene Weise. Dabei tauchen in Gesprächen immer wieder ähnliche Themen auf: Reden, Sexualität, Vatersein. Und oft schwingt darunter ein leises Echo mit: Sprachlosigkeit, Heimlichkeiten, das ewige Sohn-Sein.
Vom Opfer zum Schöpfer
Das klingt nach einem Hollywood-Film, ist aber ein Perspektivwechsel: Bist du Regisseur deines Lebens oder ein Statist in der Drama-Abteilung?
Opfermodus bedeutet: Jammern über widrige Umstände, Schuld bei anderen suchen – Partnerin, Eltern, Chef, das Wetter oder den Algorithmus. Klar, das macht uns kurz mal frei von Verantwortung. Aber es raubt auch die Macht, etwas zu verändern. Wer immer auf „Das Leben ist schuld!“ setzt, wird zum passiven Zuschauer.
Schöpfermodus bedeutet: Du übernimmst Verantwortung für dein Denken, Sagen und Tun. Fehler? Gehören dir. Erfolge? Auch! Du suchst Lösungen, keine Schuldigen. Kurz gesagt: Du lenkst, wo dein Leben hinfährt.
Kommunikation à la Herzkrieger
Reden ist Silber, Schweigen führt zum Crash. Aber wie geht gute Kommunikation? Mit einem Schuss Ritterlichkeit, etwas Herzblut und einem klaren Plan.
1. Den richtigen Rahmen schaffen:
Keine spontanen „Wir müssen reden“-Sitzungen am Frühstückstisch. Ankündigen, Zeitfenster vereinbaren, neutralen Ort wählen.
2. Konstruktive Ausrichtung:
Sag, worum es dir wirklich geht: „Ich wünsche mir, dass wir wieder besser miteinander reden.“ Bonuspunkte, wenn das attraktiv klingt.
3. Von sich erzählen:
Statt mit Vorwürfen zu feuern, schildere, wie es dir geht – und bleib bei dir. Keine Verallgemeinerungen oder Psychoanalysen.
4. Mit dem Herzen zuhören:
Wirklich zuhören. Nicht gleich an die Verteidigung denken. Öffne dein Herz. Das klingt kitschig, ist aber der Schlüssel.
5. Annäherung:
Ping-Pong-Gespräche führen – abwechselnd und fair. Ziel: den gemeinsamen Feind erkennen, nicht den Partner bekämpfen.
Sex – zwischen Mythen und Wahrheit
Die männliche Sexualität ist ein Mix aus Urkraft und Unsicherheiten, zwischen wilden Fantasien und der Frage: „Mach ich das eigentlich richtig?“ Ein paar Mythen, die dringend geknackt gehören:
- Sex ist mehr als Geschlechtsverkehr. Körperkontakt und Zärtlichkeit zählen auch.
- Reden stört nicht. Fragen, was gefällt, spart Rätselraten.
- Immer bereit? Nein, du bist kein Automat. Ablehnung ist okay – das macht dich nicht unattraktiv.
Wildheit trifft Herz
Viele Männer trennen Liebe und Sexualität, aus Angst vor Verletzung oder Kontrollverlust. Doch wahre Erfüllung entsteht aus beidem: der Mischung aus animalischer Lust und emotionaler Hingabe.
Orgasmus ≠ Ejakulation. Der Höhepunkt kann auf körperlicher, emotionaler, geistiger und spiritueller Ebene erlebt werden. Mit Klarheit, Zeitlosigkeit und der Magie, im Moment aufzugehen.
Dieser Text war kein Fahrplan, sondern eine Einladung. Zum Denken, Fühlen, Reflektieren. Und vielleicht ein bisschen zum Ausprobieren. Auf dein Feedback bin ich gespannt – und darauf, wie du dein eigenes Kapitel der Männlichkeit schreibst.